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BaZ "Langes Solo, gossartiges Konzert - Terri Lyne Carrington im Parterre One"
Von Nick Joyce
Basel. Eine Band ist immer nur so gut wie ihr Schlagzeuger, heisst es unter Musikern. Und Terri Lyne Carrington, die am vergangenen Wochenende das Parterre One gleich zweimal mit dem eigenen Bandprojekt Mosaic II beschallte, ist eine schier stupende Drummerin. Wegen ihres vielseitigen Spiels ist die 1965 geborene Amerikanerin heute eine viel beschäftigte Studiomusikerin, eine angesehene Plattenproduzentin und ein gestandenes Fakultätsmitglied an der renommierten Berklee College Of Music in Boston.
Beim Konzert am Samstagabend wurde dieser Nimbus schnell begründet. Carrington solierte scheinbar pausenlos, ohne dabei das dynamische und harmonische Gerüst der aufgeführten Jazz-, Soul- und R 'n' B-Stücke zu stören. Clever spielte sie sich um Helen Sungs vertrackte Keyboards, Josh Haris runde Bassläufe und die kräftigen Bläserstösse von Saxofonistin Tineke Postma und Trompeterin Arnetta Johnson herum und ergänzte das luftige Zusammenspiel der Band durch klappernde Fills und forsche Breaks.
Abwechslungsreiches Repertoire
Immer wieder erwies sich Carrington als schwungvolle Melodikerin zwischen Funk und Samba, die das Publikum nur ganz selten und auch nur kurz vergass. Das abwechslungsreiche Repertoire trug das Übrige zum hohen Unterhaltungswert bei. Nach den Instrumentals «Unconditional Love» (Geri Allen) und «Voyage» (Kenny Barron) holte Carrington die Sängerin China Moses für eine verblüffende Version von «The Burning Of The Midnight Lamp» zu sich auf die Bühne. Jimi Hendrix' schwebenden Akkordfolgen und impressionistischen Songzeilen boten Mosaic II eine Spielwiese für sinnige Improvisationen, es stellte sich darum die Frage, warum dieser oft übersehene Song kein Jazz-Standard geworden ist.
Mit ihrem Gospel-getränkten Gesang presste China Moses die Musik in zunehmend klarere Formen. Nach einer zurückhaltenden Interpretation von Al Greens knisternd erotischem Song «Simply Beautiful» und einer hymnischen Version von Billie Holidays «Lover Man» dekonstruierte Carrington Paul McCartneys «Michelle» zu einem stotternden Breakbeat-Instrumental. Die im Original gar liebliche Ballade klang, als hätten Thelonious Monk und Miles Davis das Arrangement zusammen ausgeheckt, damit ernteten Mosaic II eine verdiente Ovation. Am Samstag spielte die ganze Band so virtuos wie ihre Schlagzeugerin. Und das will bei Carrington wirklich etwas heissen.
© Basler Zeitung, online@baz.ch